Erkrankungen und Verweildauern

Psychiatrische Erkrankungen werden unterschiedlich lange stationär behandelt – je nach Erkrankungsschwere und Persönlichkeit des Patienten. In aller Regel schließt sich eine ambulante Weiterbetreuung an. Die durchschnittliche Verweildauer der Patienten sagt nichts über die medizinische und therapeutische Qualität des Krankenhauses aus.

Die folgenden sechs Schaubilder zeigen, wie lange Patienten mit speziellen psychiatrischen Erkrankungen durchschnittlich in den einzelnen Kliniken behandelt werden.

Als Demenz werden Erkrankungen des Gehirns bezeichnet, von denen Kurzzeitgedächtnis, Denkvermögen, Sprache, Motorik und Persönlichkeitsstruktur betroffen sein können. Eine Demenz liegt vor, wenn neben einer Gedächtnisstörung mindestens eine zweite kognitive Fähigkeit (z.B. Konzentrationsfähigkeit, räumliche Orientierung) beeinträchtigt ist und komplexe Handlungen wie Einkaufen oder Autofahren nicht oder nur noch eingeschränkt möglich sind. Demenzen gehen oft mit Änderungen im Gefühlsleben oder Sozialverhalten einher, Patienten können aggressiv oder apathisch sein. Rund zwei Drittel der Demenz-Erkrankungen entfallen auf die Alzheimer-Krankheit.

Alkohol, Tabak, bestimmte Medikamente (v.a. Schlaf- und Beruhigungsmittel) und illegale Drogen wie Kokain oder Heroin besitzen ein großes Suchtpotenzial – nach ein- oder mehrmaligem Konsum droht eine körperliche und/oder psychische Abhängigkeit. Diese macht sich z.B. in einem starken Verlangen, in körperlichen Entzugserscheinungen oder anhaltendem Konsum trotz gesundheitlicher oder sozialer Folgeschäden bemerkbar. Außerdem gibt es eine große Zahl von Menschen mit „nicht-stoffgebundenen“ Süchten, wie etwa Glücksspiel-, Medien- oder Kaufsucht.

Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung, die Gedanken, Wahrnehmung und Verhalten stark beeinflusst. Die gestörte Wahrnehmung kann zu Sinnestäuschungen (Halluzinationen) und Wahnvorstellungen führen. Die Erkrankung beginnt meist zwischen dem 18. und 30. Lebensjahr und verläuft in Schüben – lange Phasen ohne Beeinträchtigung wechseln sich mit schweren Krankheitsepisoden ab. Ungefähr jeder hundertste Deutsche erkrankt zumindest einmal im Leben an Schizophrenie.

Affektive Störungen sind Stimmungsstörungen, die Zustände tiefster Traurigkeit (Depressionen) und größter Euphorie (Manie) beinhalten können. Oft wird in diesem Zusammenhang von „Himmelhochjauchzend – zu Tode betrübt“ gesprochen. Depressionen und Manie treten jedoch nur bei jedem dritten Patienten im Wechsel auf (bipolare Störung). Sehr viel häufiger sind unipolare Störungen, bei denen ein Erkrankungsbild im Vordergrund steht. Expertenschätzungen zufolge erkranken ein bis fünf Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an einer bipolaren Störung; das Risiko, eine Depression zu entwickeln, beträgt 16 bis 20 Prozent. Affektive Störungen entwickeln sich in der Regel im frühen Erwachsenenalter.

Als Neurosen werden länger anhaltende psychische Verhaltensstörungen bezeichnet, für die es keine körperlichen Ursachen gibt. Sie sind wahrscheinlich auf unbewusste, ungelöste Konflikte in Kindheit oder Jugend zurückzuführen, die sich im Erwachsenenalter in seelischen, psychosozialen oder psychosomatischen Problemen bemerkbar machen. Zwangsstörungen (z.B. Wasch- oder Putzzwang), Phobien (z.B. Sozialphobie) oder Angsterkrankungen zählen zu den insgesamt weit verbreiteten neurotischen Erkrankungen. Im Schaubild enthalten sind auch Patienten mit Verhaltensauffälligkeiten, die sich in körperlichen Symptomen wie Ess- oder Schlafstörungen äußern.

Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung haben Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen, die inhaltlich sowie in ihrer Intensität und Dauer deutlich von der Norm abweichen. Sie leiden – oft ebenso wie ihre Umwelt – zum Beispiel unter besonderem Ehrgeiz und Gewissenhaftigkeit, unter Sprunghaftigkeit und großer Risikobereitschaft oder unter ausgeprägter Selbstkritik und Zurückhaltung. Zu den bekanntesten Persönlichkeitsstörungen gehört die Borderline-Persönlichkeitsstörung (“selbstverletzendes Verhalten“), die insbesondere unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbreitet ist. Persönlichkeitsstörungen sind vielfältig und sehr häufig: Experten schätzen, dass etwa 10 Prozent aller Menschen den Kriterien einer Persönlichkeitsstörung entsprechen.